Noch einmal direkt aus dem Fernsehstudio, im Livestream: Die AiF verlieh am 30. November 2022 den 26. Otto von Guericke-Preis für das IGF-Projekt des Jahres. Der durch das „Format“ verursachte Abstand zu den vielen Gästen des besonderen AiF-Abends wurde mit Information und Unterhaltung durchaus aufgeholt. Sicher hat der eine oder die andere auch vor dem Bildschirm das Glas auf die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger erhoben.
Die drei nominierten Teams aus sehr unterschiedlichen Branchen – Ernährung, Bau und Kunststoff – präsentierten ihre Projekte der vorwettbewerblichen Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) und gaben einen beeindruckenden Einblick in die Welt von Invention und Innovation. Bereits seit 1997 vergibt die AiF jährlich den mit 10.000 Euro dotierten Otto von Guericke-Preis. Die Zuschauer erlebten die herausragenden und zukunftsweisenden Leistungen der Forschenden in Filmbeiträgen und Interviews mit den wissenschaftlichen Teams. Die AiF und ihre 100 Forschungsvereinigungen organisieren die IGF. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert IGF-Projekte mit öffentlichen Mitteln.
Bewertung des wirtschaftlichen Nutzens der Forschungsergebnisse
Der Gastgeber und AiF-Präsident Professor Sebastian Bauer begrüßte gemeinsam mit der Moderatorin Anna-Katharina Schubert die Gäste im Studio und die Zuschauer des Streams. Sie erläuterten, dass die Auswahl der drei Finalisten durch die Mitglieder des Wissenschaftlichen Rates der AiF – alle hochkarätige Akteure aus Forschung und Wirtschaft – getroffen wurden. „Vom ersten Otto von Guericke-Preis bis heute werden die Forschungsvorhaben aber nicht nur auf Basis ihres wissenschaftlichen Anspruchs bewertet, sondern auch hinsichtlich des wirtschaftlichen Nutzens der Ergebnisse für mittelständische Unternehmen“, so Bauer.
Das Netzwerkengagement der AiF beschreibend erklärte er weiter: „Wir genießen seit 70 Jahren das Vertrauen der mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland: Wir entwickeln qualifizierte Plattformen für einen unkomplizierten, dem unternehmerischen Alltag entsprechenden Austausch, sowie hochwertige Informationsangebote für den forschungsaffinen Mittelstand. Die exzellenten Verbindungen zur föderalen und bundesweiten Forschungspolitik, Kooperationspartnern aus der Wirtschaft und Wissenschaft und vor allem unsere Forschungsvereinigungen, die als Innovations-Communitys in den Branchen wirken, liefern dem deutschen Mittelstand und insbesondere den KMU einen niederschwelligen und bürokratiearmen Zugang zu Fachwissen und Forschungsergebnissen sowie ein Podium für ihre ganz konkreten Forschungsbedarfe.“
Das AiF-Netzwerk als einzigartige Plattform für Transfer und Innovation
In einer vom AiF-Hauptgeschäftsführer Professor Michael Bruno Klein moderierten Talkrunde mit Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und angewandter Wissenschaft wurde das Engagement des Forschungs- und Transfernetzwerkes AiF und dessen Mehrwert für den deutschen Mittelstand authentisch sichtbar. Video-Statements von Mitgliedern des Deutschen Bundestages und von forschungsaffinen Unternehmern ergänzten die Diskussion unter dem Titel „Das AiF-Netzwerk als einzigartige Plattform für Transfer und Innovation im Mittelstand“.
In dem Talk berichtete der ehrenamtliche AiF-Präsident aus seinem Unternehmeralltag: „Ich erlebe im Rahmen meines Engagements quasi jeden Tag, dass der Erfolg der IGF in der Struktur der AiF als Netzwerk der Netzwerke begründet liegt. Die AiF– und das betone ich gerade als Unternehmer aus dem deutschen Maschinenbau – hat Systemrelevanz! Wir haben in unserem Land bekanntlich wenig Rohstoffe im Boden, aber unser Rohstoff liegt in den Köpfen von forschenden Unternehmern und ihren Mitarbeitern sowie in der angewandten Wissenschaft: Dieser muss im doppelten Sinne gefördert werden, um „made in Germany“ zu erhalten. Als Unternehmer benötige ich dazu einen starken und erfahrenen Partner, der mir Brücken zu Kooperationspartnern in der angewandten Wissenschaft und zu anderen forschenden Mittelständlern baut. Das bietet die AiF mit ihren Forschungsvereinigungen … und nur die AiF.“
Mit Blick auf den Anteil des Mittelstands an der deutschen Wirtschaft sieht Professor Georg Locher von der SCHWENK Zement GmbH & Co. KG, Ulm, ehrenamtlicher IGF-Gutachter aus der Wirtschaft und ebenfalls Talkteilnehmer, die AiF mit „ihren Innovations-Communitys als Treiberin des notwendigen Transformationsprozesses in der Industrie und als wirkungsvolle Unterstützerin von Innovationen zur Bewältigung der Klimakrise“. Er beobachtet deutlich „ein verstärktes Forschungsengagement mit dem Ziel von Energie- und Rohstoffeinsparungen, der intensiveren Nutzung von grünem Wasserstoff oder auch in Bezug auf den verbesserten Wirkungsgrad der erneuerbaren Energien“ und erklärt: „Die AiF bietet insbesondere KMU Zugang zum technologischen Fortschritt und schafft ein Umfeld für den Aufbau von Innovationsnetzwerken." Dr. Gesa Netzeband, Geschäftsführerin des AiF-Mitglieds Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für nachhaltige Energieträger, Mobilität und Kohlenstoffkreisläufe e. V. (DGMK), ergänzte auf die aktuelle Lage eingehend: „Wir sehen einen ganz großen Bedarf durch die Beschleunigung der Energiewende. KMUs wollen die Transformation zu weniger CO2-Footprint umsetzen und brauchen dabei Support aus der angewandten Forschung. Der Mittelstand profitiert ungemein vom Wissenstransfer, der durch AiF und die assoziierten Forschungsvereinigungen geleistet wird, hier wird Forschung für alle zugänglich. Und – das ist ganz wichtig: Es geht dabei um nicht nur um Zugang zu ‚fertigen‘ Ergebnissen, sondern auch darum, brennende Fragestellungen aus dem Mittelstand in gemeinsamen, branchenübergreifenden Projekten anzugehen."
IGF-Projekt des Jahres 2022: Steigerung des Frischbetonrecyclings
Auch die Forschungsergebnisse des diesjährigen Otto von Guericke-Preisträgers leisten einen herausragenden Beitrag zur Ressourcenschonung in der gesamten deutschen Bauindustrie. Das vom AiF-Mitglied Forschungsgemeinschaft Transportbeton e.V. – FTB koordinierte IGF-Projekt zeigt, dass die Eigenschaften von wiedergewonnenen Gesteinskörnungen aus überschüssigem Restbeton denen von natürlichen gleichwertig sind. So ist eine Nutzung von statt bisher fünf Prozent künftig von 25 Prozent nachgewiesen. Die Austauschquote von rezyklierten Gesteinskörnungen in der kreislaufgerechten Verwendung von Restbeton kann damit verfünffacht werden. Darüber hinaus haben die beiden Forschenden Anja Tusch und Jonas Lillig von der Technischen Universität Kaiserslautern, Fachbereich Bauingenieurwesen, Fachgebiet Werkstoffe im Bauwesen auf Anregung ihres Fachgebietsleiters, Professor Wolfgang Breit, eine Regelwerksempfehlung erstellt, die zur Überarbeitung der aktuell diskutierten nationalen und europäischen Betonnorm dient. „Die zeitnah geplante Einführung der neuen Betonnorm DIN 1045-2 bietet für Transportbetonhersteller enorme ökologische und wirtschaftliche Vorteile“, schätzt Andreas Tuan Phan, FTB-Geschäftsführer, ein.
Weitere Informationen zum IGF-Projekt des Jahres 2022 finden Interessenten in einer ausführlichen Presseinformation und einem vierminütigen Film zum Projekt, der – ebenso wie die Filme zu den beiden weiteren Finalisten – im AiF-Medienraum verfügbar ist. Dort gibt es auch einen Mitschnitt der gesamten Veranstaltung. (frd)