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WiD-Wissenschaftsbarometer feiert 10-jähriges Jubiläum

Das Vertrauen der Menschen in Deutschland in Wissenschaft und Forschung ist stabil: Mit 55 Prozent gibt auch im Wissenschaftsbarometer 2024 mehr als die Hälfte der Befragten an, voll und ganz oder eher zu vertrauen (2023: 56 Prozent). Dies macht das von Wissenschaft im Dialog (WiD) jährlich herausgegebene Wissenschaftsbarometer sichtbar. Mit der bevölkerungsrepräsentativen Umfrage ermittelt die gemeinnützige Organisation seit 2014 die Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland zu Wissenschaft und Forschung. Die AiF gehört zu den Trägerorganisationen von Wissenschaft im Dialog. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Wissenschaftsbarometers lud WiD am 6. November 2024 zur Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse – mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem Thema Wissenschaftsfreiheit – ein.

Erstmals nach Wissenschaftsfreiheit gefragt

Beim Thema der Informiertheit zeigt sich im Verlauf der vergangenen zehn Jahre eine deutliche Veränderung: Der Anteil an Befragten, die sich eher nicht oder gar nicht über Wissenschaft und Forschung informiert fühlen, ist von 35 Prozent (2014) auf 17 Prozent (2024) zurückgegangen. Zum ersten Mal fragt das Wissenschaftsbarometer 2024 auch die Einschätzung der Bürgerinnen und Bürger zur Wissenschaftsfreiheit in Deutschland ab. 45 Prozent der Menschen in Deutschland geben an, dass es hierzulande eher gut oder sehr gut um die Wissenschaftsfreiheit steht. Ein fast ebenso großer Anteil (39 Prozent) hält die Wissenschaftsfreiheit für teils, teils gegeben.

Eine mögliche Gefahr für die Wissenschaftsfreiheit liegt nach Ansicht der Bevölkerung in dem Einfluss von Wirtschaft und Politik auf die Wissenschaft: Zwei Drittel sind der Meinung, dass der Einfluss der Wirtschaft eher oder viel zu groß ist. 57 Prozent der Befragten sagen dies über den Einfluss der Politik auf die Wissenschaft.

Mögliche Einschränkungen

Erstmals wurden Bürgerinnen und Bürger zu verschiedenen Szenarien befragt, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran hindern könnten, frei über ihre Forschung zu sprechen. Die Gefahr, dass Forschende hierzulande für ihre Forschung angegriffen werden, zum Beispiel über soziale Medien, wird als besonders hoch eingeschätzt: 69 Prozent der Befragten halten dies für eher oder sehr wahrscheinlich. Auch der Einfluss von Wirtschaft und Politik spielt für die Befragten eine erhebliche Rolle: 61 Prozent sehen es als eher oder sehr wahrscheinlich an, dass Geldgeber aus der Wirtschaft Forschenden vorschreiben, was sie kommunizieren dürfen. In Bezug auf Mittelgeber aus der Politik sind 55 Prozent der Befragten dieser Meinung.

„Der Einfluss von Wirtschaft und Politik auf die Wissenschaft wird von vielen in der Bevölkerung als maßgeblicher Faktor wahrgenommen, der eine freie Forschung und die öffentliche Kommunikation über Forschungsergebnisse in Deutschland beeinträchtigt. Will die Wissenschaft diesem Eindruck entgegenwirken, braucht es eine Wissenschaftskommunikation, die transparent macht, wie Ergebnisse zustande kommen und unter welchen Rahmenbedingungen.“, sagt Dr. Benedikt Fecher, Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog.

Hohes Vertrauen in wissenschaftliche Aussagen zu erneuerbaren Energien

Das Vertrauen in die Aussagen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu den Themen Klimawandel und erneuerbare Energien ist im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2016 deutlich gestiegen. 59 Prozent vertrauen wissenschaftlichen Aussagen zum menschengemachten Klimawandel eher oder voll und ganz (2016: 39 Prozent, 2014: 37 Prozent). 65 Prozent der Befragten vertrauen wissenschaftlichen Aussagen zu erneuerbaren Energien (2016: 53 Prozent, 2014: 44 Prozent). Ein interessantes Ergebnis zeigt sich unter Berücksichtigung der politischen Einstellung der Befragten: 41 Prozent der Personen, die der AfD ihre Stimme geben würden, vertrauen den wissenschaftlichen Aussagen zu erneuerbaren Energien, wohingegen nur 15 Prozent wissenschaftlichen Aussagen zum Klimawandel vertrauen. Für alle anderen Parteien – mit Ausnahme der FDP – sind keine derartigen Unterschiede erkennbar. 

Für Mitentscheidung der Bevölkerung über neue Forschungsthemen

Zwei Drittel der Befragten geben 2024 an, dass sie es wichtig finden, Bürgerinnen und Bürger in die Entscheidung über neue Forschungsthemen miteinzubeziehen (2017: 56 Prozent). Das Interesse an einer aktiven Teilnahme scheint dagegen weniger hoch zu sein: 43 Prozent der Befragten geben an, dass sie gerne einmal in einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt mitforschen und 40 Prozent, dass sie an einem Diskussionsformat mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern teilnehmen würden. Interessante Unterschiede werden mit Blick auf das formale Bildungsniveau deutlich: Personen mit hohem formalen Bildungsniveau haben genau so viel Interesse daran, dass Bürgerinnen und Bürger in Entscheidungen mit einbezogen werden, wie daran, selbst aktiv zu werden. Menschen mit geringerem formalen Bildungsniveau finden es im Vergleich zwar wichtiger, die Bevölkerung bei Entscheidungen zu Forschungsthemen miteinzubeziehen, sie sind aber deutlich weniger daran interessiert, auch selbst aktiv zu werden.

Die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2024 basieren auf 1.005 Telefoninterviews, die vom 27. bis 30. Juli 2024 im Rahmen einer Mehrthemenumfrage von Verian – im Auftrag von Wissenschaft im Dialog – geführt wurden. Als Grundgesamtheit diente die deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 14 Jahren. Förderer und Unterstützer des Wissenschaftsbarometers 2024 sind die Carl-Zeiss-Stiftung, die Klaus Tschira Stiftung und die Fraunhofer-Gesellschaft.


Download: Wissenschaftsbarometer 2024

Download: Ergebnisse der Vorjahre 2014 bis 2023

 

Grafik: © WiD