Wifö - Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft e.V.
Die Wifö fördert vorwettbewerbliche und praxisrelevante Forschungsvorhaben im Bereich der Brauwissenschaften. Die Forschungsschwerpunkte umfassen die gesamte Prozesskette und reichen von Rohstoffthemen über technologische Fragestellungen, solche des Qualitätsmanagements und des Recyclings bis hin zur Prozessautomation.
Dr. Erika Hinzmann, wissenschaftliche Leiterin der Wifö, gibt Einblicke in die praktische Anwendung der Forschungsergebnisse und interdisziplinäre Herangehensweisen.
Interview mit Dr. Erika Hinzmann
Wie lange dauert der Prozess von der Forschung in die alltägliche Anwendung?
Ein großer Teil der Forschungsergebnisse aus unseren Vorhaben geht sehr schnell oder zum Teil auch schon während der laufenden Forschungsarbeiten in die Anwendung. Das liegt daran, dass sich viele unserer Vorhaben sehr nah auf den Brauprozess, die Rohstoffe und die einzelnen Prozessschritte fokussieren und die Kommunikation zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen sehr eng ist und außerordentlich gut funktioniert. Dadurch können Erkenntnisse aus der Forschung häufig direkt in die Unternehmen mitgenommen werden. Andere Vorhaben, die sich mit der Einführung neuer Technologien, Fragen der Digitalisierung oder der Energieeffizienz befassen, benötigen etwas mehr Zeit und durchlaufen häufig mehrere aufeinander aufbauende Forschungsstufen.
Können Sie ein Beispiel für eine erfolgreiche Implementierung Ihrer Forschungsergebnisse in der Praxis geben?
Mit Projekten wie z.B. der Identifikation von Schlüsselaromastoffen in neuen Aromahopfensorten, der Entwicklung von technologischen Verfahren zur optimalen Nutzung dieser neuen Hopfensorten oder der Differenzierung verschiedener Brauereihefen nach Aromaspektren und Einsatzmöglichkeiten wurden Grundlagen gelegt für die Entwicklung von Produktinnovationen von alkoholfreien Bieren über Biermischgetränke bis hin zu neuen Bierstilen. In einem schrumpfenden Biermarkt hilft dies Brauereien, sich mit neuen Produkten am Markt zu positionieren, die steigende Nachfrage nach mehr Geschmacksvielfalt zu nutzen und so wettbewerbs- und konkurrenzfähig zu bleiben.
Wie sieht die Zukunft der Forschung und Innovation im deutschen Mittelstand aus Ihrer Sicht aus?
Die deutsche Brauwirtschaft ist mehrheitlich durch Handwerk und Mittelstand geprägt, dabei ist sie Teil einer ebenfalls mittelständisch geprägten Wertschöpfungskette, angefangen von den Rohstoffherstellern und -Verarbeitern über die Anlagen und Zulieferindustrie bis hin zu Dienstleistern aus den unterschiedlichsten Bereichen. Forschung für den Mittelstand muss daher angesichts der immensen Herausforderungen etwa durch Klimawandel, Digitalisierung und Energiewende immer die gesamte Wertschöpfungskette im Blick behalten und branchenübergreifend, interdisziplinär sowie themenoffen aufgestellt sein. Daher ist das Förderprogramm der IGF für den Mittelstand von immenser Bedeutung. Nur durch den Zugang zu praxisnahen Forschungsprogrammen kann die technologische Leistungsfähigkeit und Innovationskraft der mittelständisch geprägten Brauwirtschaft gestärkt und gefördert werden.