Der Deutsche Geothermie-Kongress 2024 tagte vom 22. bis 24. Oktober in Potsdam - an einem Standort, der in Sachen Fernwärme zukünftig ganz wesentlich auf Geothermie setzt, so Gregor Dilger, Geschäftsführer des Bundesverbandes Geothermie e.V. Der Verband war Veranstalter der Tagung.
An den zwei Kongresstagen und einem Workshoptag wurden Themen aus Wirtschaft und Forschung sowie oberflächennaher und mittel- sowie tiefer Geothermie behandelt. Über 200 Vorträge spiegelten eine breite Themenvielfalt wider: Der Fokus lag auf technische Aspekte bei der Erkundung und Umsetzung ebenso wie auf die Potenzialermittlung und Rahmenbedingungen bis hin zum aktuellen Geothermiebeschleunigungsgesetz, in dem die Bundesregierung die Erdwärme klar als Schlüsseltechnologie der Wärmewende beschreibt. Die nationale Geothermie-Leitveranstaltung verband Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Politik und Forschung und präsentierte Lösungen für Zukunftsfragen der Energieversorgung.
Leitfaden zur Bewertung geologischer Risiken
Das AiF-Mitglied DGMK (Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für nachhaltige Energieträger, Mobilität und Kohlenstoffkreisläufe e.V.) war Kooperationspartnerin des diesjährigen Geothermie-Kongresses. Die DGMK und das Institut für Mechanik der Technischen Universität Clausthal präsentierten unter anderem ein Forschungsprojekt zur „Modellierung einer geschlossenen Zweiphasen-Thermosyphon Sonde für mitteltiefe Geothermie“ innerhalb der umfangreichen Posterausstellung. Ein von der DGMK und vom Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. entwickelter Leitfaden zur Bewertung geologischer Risiken von Tiefen-Geothermieprojekten wurde von Dr. Sebastian Homuth, Projektleiter bei der Deutschen ErdWärme GmbH, vorgestellt. Die Geschäftsführerin der DGMK Dr. Gesa Netzeband erklärt dazu: „Dieses Dokument wurde von Fachleuten aus der Branche entwickelt und stellt einen Ansatz dar, um geologische Risiken von Geothermieprojekten systematisch zu bewerten und für die Abschätzung der Wirtschaftlichlichkeit grundlegende KPIs abzuleiten. Dafür wird unter anderem die Qualität der Datenbasis erfasst – eine hochwertige 3D-Seismik oder auch eine umfassende Faziesanalyse können beispielsweise die Abschätzung der Fundchance verbessern. Insgesamt können Projekte damit nach vergleichbaren Kriterien dargestellt und bewertet werden und folglich Investitionen, Versicherungen und staatliche Förderungen zielgerichtet eingesetzt werden.“
Europäischer und nationaler Wissenstransfer
Partnerland des Deutschen Geothermie-Kongresses war in diesem Jahr Frankreich. Das Nachbarland hat ebenfalls große Schritte bei der Erdwärmewende gemacht – es liegt weltweit unter den Top 10 in Sachen Erdwärmenutzung. Die Kooperation beider Länder steht im Zeichen eines europäischen Austauschs und zeigt, wie Länder gemeinsam die Energiewende vorantreiben können – machte der Kongress in Potsdam deutlich.
Der zweite Kongresstag war von Stadtwerke-Workshops und Vorträgen, die für Kommunen besonders relevant sind, geprägt. So wurden zum Beispiel im Workshop „Geothermie für die Kommunale Wärmeplanung nutzbar machen – Strategische Maßnahmen in Nordrhein-Westfalen“ Möglichkeiten der Landesplanung vorgestellt, die auf Erfahrungen des Landes Nordrhein-Westfalen basieren.
Über das vielfältige Kongressprogramm, die abwechslungsreichen Rahmenveranstaltungen und Exkursionen hinaus gab es verschiedene Gelegenheiten, darunter ein Gesellschaftsabend, zum nachhaltigen Networking in entspannter Atmosphäre. (frd)