Die Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e. V. des DVS und die FOSTA - Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V., beides Mitglieder der AiF, haben am 10. und 11. April den Innovationstag 2024 im Stahl-Zentrum in Düsseldorf veranstaltet. Rund 80 Teilnehmer informierten sich über aktuelle Forschungsergebnisse der fügetechnischen Gemeinschaftsforschung und erhielten einen Einblick in 28 Forschungsprojekte, die Forschungsinstitute aus dem gesamten Bundesgebiet vorstellten.
Jens Jerzembeck, Geschäftsführer der Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e. V. des DVS (DVS Forschung), hob in seiner Eröffnungsansprache unter anderem das Thema Wissenstransfer hervor und motivierte sein Fachpublikum: „Wir bieten Ihnen einen Einblick in die Ergebnisse vielfältiger Forschungsprojekte, die die fügetechnischen Herausforderungen der Energiewende beleuchten. Nutzen Sie die Chance für den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft."
Der Innovationstag war in fünf Themenblöcke gegliedert: Energieumwandlung, Additive Fertigung, Großstrukturen, Qualität und Nachweise sowie Wasserstofftechnologien. Dabei reichte das Spektrum von „Fügen mehrdimensionaler und strukturierter Folien aus artgleichen und -fremden Werkstoffkombinationen“ bis zur „Modellierung und Bewertung der Logistikketten für den Wasserstofftransport“. In Kooperation mit der FOSTA - Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V. – vertreten durch deren Geschäftsführer Rainer Salomon – standen wissenschaftliche Vorträge zur Industriellen Gemeinschaftsforschung im Mittelpunkt der Veranstaltung. Salomon stellte heraus, dass beide Forschungsvereinigungen unterschiedliche Schwerpunkte im selben Forschungsfeld haben und sich daher mit ihren Projekten ideal ergänzen. Die Teilnehmer erhielten einen umfassenden Überblick zum Stand der Forschung auf dem Gebiet der Fügetechnik der Energiewende.
Fügetechnische Forschung beschleunigt Energiewende
In seinem Grußwort machte Dr. Ole Janssen, Leiter der Unterabteilung Innovations- und Technologiepolitik beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), deutlich, dass die Fügetechnik eine bedeutende Rolle für die Energiewende in Bezug auf die Nutzung von Grünem Wasserstoff, Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit spielt. Deshalb werde die Forschungsförderung, insbesondere von Projekten in der Schweiß- und Fügetechnik, auch zukünftig von zentraler Bedeutung für das Ministerium sein.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien, der Energieträger Wasserstoff sowie die Nachhaltigkeit standen im Mittelpunkt der Key-Note zur Qualifizierung von Werkstoffen und Schweißverfahren für die Energiewende von Professor Peter Langenberg, Geschäftsführer der IWT-Solutions AG. Allein am Beispiel der Offshore-Windkraft-Erzeugung würde deutlich, in welcher Geschwindigkeit die Kapazitäten global wachsen: Waren es im Jahr 2020 insgesamt 35 Gigawatt installierter Leistung, sollen es bis zum Jahr 2050 insgesamt über 2.000 Gigawatt Leistung werden. Die Schweißtechnik ist für den Aufbau und die Montage von Offshore-Windkraftanlagen von zentraler Bedeutung. So können Produktivitätssteigerungen in diesem Bereich wesentlich dazu beitragen, die erforderlichen kürzeren Fertigungszeiten solcher Anlagen zu realisieren.
Doch nicht nur die Stromerzeugung auf hoher See stellt neue Anforderungen an die Schweißtechnik. Auch der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur verlangt nach einer Überprüfung und Qualifizierung von etablierten schweißtechnischen Verfahren und metallischen Werkstoffen. Dem nachhaltigen Prinzip von Instandsetzung und -erhaltung von alten Bauwerken folgend, ergeben sich weitere neue Herausforderungen für die Schweißtechnik - allein aufgrund der Vielzahl von notwendigen Sanierungsarbeiten bei Brücken in Deutschland. Der Stahl-Experte und Gutachter appelliert an die Gäste des Innovationstages: „Wir müssen diese Herausforderungen als Ingenieure annehmen und positiv verstehen – sie bieten erhebliche Chancen und ist im Hinblick auf den Klimawandel eine Notwendigkeit“ und fordert, sich auf den Mut und die Macher-Mentalität des Ingenieurwesens zu besinnen.
Studie: Nachhaltigkeit in der Fügetechnik
Auch in der Zukunft wird die Nachhaltigkeit ein Leitthema in der Schweiß- und Fügetechnik bleiben. Um die gesamte Bandbreite der Implikationen der Energiewende und der Transformation beispielhaft in der Automobilindustrie und im Stahlbau darzustellen, hat die DVS Forschung die Studie „Nachhaltigkeit für die fügetechnische Produktion“ in Auftrag gegeben. Umgesetzt wird die Erhebung vom Institut für Schweißtechnik und Fügetechnik (ISF) der RWTH Aachen.
„Innovation und Wissenstransfer in der Schweiß- und Fügetechnik wird entscheidend zum Erfolg der Energiewende beitragen. Deshalb benötigen wir eine Bestandsaufnahme der Themenfelder, die es zu berücksichtigen gilt“, so Jerzembeck. Erste Ergebnisse der Studie sollen auf dem DVS CONGRESS in Erfurt im September 2024 vorgestellt werden. (frd)
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