Auf dem Gemeinschaftsstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) der diesjährigen Hannover-Messe ist auch die vorwettbewerbliche Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) mit einem Exponat vertreten. Sie wird unter dem Dach der AiF und ihrer Forschungsvereinigungen organisiert und das BMWK stellte für die Förderung von IGF-Projekten öffentliche Mittel zur Verfügung.
Mit dem IGF-Exponat, das auf der größten deutschen Industriemesse präsentiert wird, werden Geotextilien, die mit neuartigen Textilstrukturen Bodenerosion verhindern, vorgestellt. Innerhalb eines Forschungsvorhabens der IGF haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des TFI - Institut für Bodensysteme an der RWTH Aachen e.V. und der Fachhochschule Münster Fachbereich Bauingenieurwesen, Geotechnik und Bauverfahrenstechnik gemeinsam mit dem Forschungskuratorium Textil e.V. – FKT, einem von 101 AiF-Mitgliedern, sogenannte getuftete Geotextilien entwickelt, die aufgrund ihrer Materialauswahl und Konstruktion für den Einsatz zum Erosionsschutz an schrägen Böschungen geeignet sind. Dreidimensionale textile Strukturen können die eingebrachte Erde einschließen und deren Abtragung bei Starkregenereignissen gegenüber zweidimensionalen Strukturen deutlich reduzieren.
Im Rahmen des IGF-Projektes wurden Eckdaten für die Höhe und Dichte der Strukturen erarbeitet und mögliche Trägermaterialien oder Garne für das Tuftingverfahren untersucht. Durch Thermobonding – die thermische Verfestigung der Vliesstoffe, die eine höhere Bindungsfestigkeit und leichtere Vliesstoffe ermöglicht – wurde eine Polnoppeinbindung realisiert. Polnoppen sind unter anderem bei Teppichen ein Qualitätsmerkmal. Deshalb sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch in der künftigen Herstellung solcher Geotextilien einen möglichen neuen Produktionsbereich für mittelständische Teppichhersteller.
„Das Projekt auf dem BMWK-Stand zu präsentieren, ist für uns ein großer Glücksgriff. Wir erleben viel Bestätigung, dass das Forschungsthema wichtig und richtig ist. Weiter haben wir wertvolle Hinweise zu Netzwerk- und Ansprechpartnern für eine Umsetzung unserer Forschung in die Praxis erhalten“, so Sophia Gelderblom, Forschungskoordinatorin und Teamleiterin Werkstoffe und Nutzungseigenschaften im TFI. Es sei entscheidend, mit einem realen großen Demonstrationsobjekt das Funktionieren des Erosionsschutzprinzips durch 3D-Geotextilien zu zeigen. „Wir konnten auf der Hannover Messe bereits Kontakte knüpfen, die eine Umsetzung im Bereich der Tagebau-Renaturierung als realistisch ansehen. Zusätzlich haben wir auch Anregungen und mögliche Kontaktpartner für Materialien, die wir in bioabbaubaren 3D-Geotextilien einsetzen können, erhalten“, ergänzt Gelderblom. (frd)
Foto: © TFI