Nachdem das Vertrauen in die Wissenschaft in den vergangenen Jahren, insbesondere während der Corona-Pandemie, kräftig gestiegen war, verzeichnet das von Wissenschaft im Dialog (WiD) jährlich herausgegebene Wissenschaftsbarometer für 2023 ein leichtes Absinken. Mit 56 Prozent der Befragten gibt aber immer noch mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland an, den wissenschaftlichen Aussagen voll und ganz oder eher zu vertrauen (2022: 62 Prozent; 2021: 61 Prozent; 2020: 60 Prozent; 2019: 46 Prozent). Etwas gestiegen ist mit 13 Prozent der Anteil an Befragten, die angeben, eher nicht in Wissenschaft und Forschung zu vertrauen (2022: 8 Prozent). Mit der bevölkerungsrepräsentativen Umfrage ermittelt die gemeinnützige Organisation Wissenschaft im Dialog seit 2014 die Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland zu Wissenschaft und Forschung. Die AiF gehört zu den Trägerorganisationen von WiD.
KI-Wiedergabe von wissenschaftlichen Inhalten wird kritisch betrachtet
Erstmals wurde die Bevölkerung im Wissenschaftsbarometer, das am 5. Dezember 2023 von WiD veröffentlicht wurde, auch zu Künstlicher Intelligenz (KI) in Form von Programmen wie ChatGPT befragt. Dabei zeigt sich Skepsis: Mit 44 Prozent gibt der größte Anteil der Befragten an, Programmen wie ChatGPT bei der Wiedergabe wissenschaftlicher Inhalte nicht zu vertrauen. Ein Drittel der Befragten ist bei dieser Frage unentschieden und 16 Prozent geben an, Programmen wie ChatGPT eher oder voll und ganz zu vertrauen. Dabei fällt auf, dass vor allem jüngere Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren mit 45 Prozent ein vergleichsweise hohes Vertrauen zeigen.
Rund 60 Prozent bewerten es als bedenklich, dass Programme wie ChatGPT manchmal auch Falschinformationen zu wissenschaftlichen Themen wiedergeben oder deren Verbreitung erhöhen können. Der WiD-Geschäftsführer Dr. Benedikt Fecher erklärt dazu: „Programme wie ChatGPT und die allgemeine Entwicklung von KI sind keine unaufhaltsamen Naturgewalten, die über uns hereinbrechen. Dies sind Entwicklungen, die wir steuern können. Die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers zeigen ein erhebliches Misstrauen in der Bevölkerung bezüglich ihrer Anwendung in der Wissenschaftskommunikation. Es ist daher entscheidend, diese Bedenken ernst zu nehmen und die Risiken hinsichtlich Desinformation zu minimieren. Gleichzeitig sollten wir alle Potenziale nutzen, die Künstliche Intelligenz für die Kommunikation mit und über Wissen birgt."
Mehr Kommunikation von Forschenden erwartet
Die Bürgerinnen und Bürger wünschen sich offensichtlich, dass Forschende mehr über ihre Arbeit in der Öffentlichkeit kommunizieren. Dafür sprechen sich mit 37 Prozent fast acht Prozent mehr im Vergleich zu 2021 aus. „Dieser Trend zeigt das öffentliche Bedürfnis nach Wissenschaftskommunikation. Auch wenn sich ein beträchtlicher Teil der Bürgerinnen und Bürger gut über Wissenschaft informiert fühlt, sehen viele Befragte die Forschenden weiterhin in der Pflicht: Sie wollen, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Gesellschaft stärker hinein kommunizieren. Während der Coronapandemie waren mehr Menschen zufrieden mit dieser Kommunikation. Nun bewegt sich die Zahl der Bürgerinnen und Bürger, die mehr Engagement der Wissenschaft erwarten, wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie“, betont Professor Mike Schäfer, Mitglied im Wissenschaftsbarometer-Programmbeirat und Professor an der Universität Zürich.
Deutliches Gefälle beim Bildungsgrad
Die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2023 basieren auf über 1.000 Telefoninterviews mit Personen ab 14 Jahren aus deutschsprachigen Privathaushalten. Die Umfrage machte sichtbar, dass das Vertrauen in Wissenschaft und Forschung auch stark vom Bildungsgrad der Befragten abhängig ist. Fast vier Fünftel der Befragten mit Hochschulreife geben an, eher oder voll und ganz in Wissenschaft und Forschung zu vertrauen. Unter den Menschen mit mittlerer und niedriger Bildung ist das Vertrauen mit 52 Prozent beziehungsweise 31 Prozent deutlich geringer und gesunken. (frd)
Download: Wissenschaftsbarometer 2023
Download: Ergebnisse der Vorjahre 2014 bis 2022
Grafik: © Wissenschaft im Dialog